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„Ver-czyce eine Spurensuche“ – Jugendliche erleben Europa vor Ort

11.10.2019

Gruppenfoto

Vom 19. bis 22. September haben sich insgesamt 50 Schülerinnen und Schüler aus Versmold und Dobczyce auf eine ganz besondere Spurensuche begeben. Unter dem Motto „Ver-czyce – Eine Spurensuche“ wurden 25 Dobczycer Schüler zwischen 11 und 17 Jahren nach Versmold eingeladen, um Europa vor Ort zu erleben.

Los ging es am Donnerstag, 19. September. Bürgermeister Michael Meyer-Hermann begrüßte die Schülerinnen und Schüler im großen Sitzungssaal des Rathauses. Dabei hat er zu einem kurzen Gespräch zum Grundgedanken eines gemeinsamen Europas eingeladen. Thema des Gesprächs war die Bedeutung eines gemeinsamen Europa, heruntergebrochen auf die lokale Ebene. Wie kann man den Gemeinschaftsgedanken unterstützen? Wie ist der Alltag vor Ort? Die unterschiedliche Bedeutung zwischen den Schülern aus Deutschland und Polen wurde in einer kurzen Abfrage deutlich. Mit Hilfe von Klebepunkten haben die Schülerinnen und Schüler drei Fragen beantwortet. „Ich bin neugierig auf das bevorstehende Wochenende?“ haben die meisten noch mit „Ja“ beantwortet. Anders sah das Ergebnis bei der Frage „Ich habe bereits vor dem Projektstart eine Vorstellung von einem gemeinsamen Europa?“ aus. Hier haben die meisten Schüler geantwortet, dass sie noch keine genaue Vorstellung davon haben. Ob sich die Schüler eher als Deutsche, Polen oder Europäer sehen, war eine weitere Frage. Die wenigstens Schüler haben sich als Europäer gesehen. Im anschließenden Gespräch wurde dabei deutlich, warum das Ergebnis so ausgefallen ist. Gerade in Polen haben die Schüler kaum Berührungspunkte mit anderen Europäern, erst recht nicht mit Migranten aus Afrika oder Asien. Ein Schüler berichtete, dass in seiner Schule mit 1.100 Schülern gerade mal zwei Kinder aus der Ukraine vertreten sind. Auch der geschichtliche Aspekt wurde dabei deutlich. Bevor es im Anschluss zu einem gemeinsamen Abendessen ging, gab es für die Schülerinnen und Schüler bei einer „Schneeballschlacht“ ein erstes Kennenlernen. Dabei mussten die Schüler Name, Alter und Lieblingsband auf einen farbigen Zettel schreiben. Die Versmolder Schüler hatten dafür grüne und die Dobczycer Schüler rote Zettel zur Verfügung. Diese wurden wir Schneebälle zerknüllt und am Ende von 3 Minuten mussten die Kids sich einen Zettel der jeweils anderen Farbe suchen und die Person auf dem Zettel ausfindig machen.
Am Freitag startete der Tag mit einem gemeinsamen Impulsreferat von Filip Pazderski, der über die aktuelle Situation von Jugendlichen in und ihren Einstellungen gegenüber Europa in Deutschland und Österreich sowie in Polen, Ungarn, Tschechien und der Slowakei berichtet hat. Aufbauend auf das Referat gab es 5 Fragen, die die Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen (bestehend aus jeweils 5 Schülern aus Versmold und Dobczyce) thematisiert haben. Dabei gab es folgende Fragestellungen:

  1. Untersuchungen zeigen, dass junge Menschen in Polen und Deutschland die Zugehörigkeit ihres Landes zur Europäischen Union (EU) entschieden positiv beurteilen. Grund dafür sind zahlreiche Vorteile für die Menschen. Wie denkt ihr darüber? Was für Vorteile seht ihr in der Zugehörigkeit zu EU? Bitte begründet eure Meinung.
  2. Neueste Erkenntnisse zeigen, dass Jugendliche in Polen und Deutschland die Aufnahme von Migranten (besonders aus den arabischen Länder) unterschiedlich beurteilen. Was können Migranten in Polen und Deutschland verändern? Sind positive Veränderungen möglich? (Erfahrungen) Wie wird das in Polen und Deutschland gesehen?
  3. Was denkt ihr über eure Regierungen? Sind sie demokratisch? Was charakterisiert eine demokratische Nation? Wie sollen die Regierungen arbeiten, um als demokratisch bezeichnet zu werden? Was muss sich noch verändern, damit unsere Lebensweise demokratischer wird? 
  4. Was ist wichtiger bei Beurteilung der Lebenssituation von Menschen in eurem Land? Ist das die Bewahrung der Freiheit der Bürger in Wort und Tat oder die Qualität und der materielle Standard des Lebens? Vielleicht sind die zwei Aspekte miteinander verbunden?
  5. Welche wichtigen Probleme erschweren aktuell die Entwicklung und das Leben junger Menschen in eurem Land? Was kann die EU dafür tun?

Für jede Fragestellung hatten die Gruppen im Speed-Dating zunächst 5 Minuten Zeit sich auszutauschen. Der Austausch war rege und erfolgte in Englisch. Am Ende des Speed-Datings haben sich die Schüler für eine Fragestellung entschieden, deren Beantwortung sie auf DIN A0 Plakate in unterschiedlicher Weise dargestellt haben.
Die Teilnahme an der gemeinsamen Andacht anlässlich des Weltklima- sowie des Weltkindertages in der evangelischen Petri-Kirche bei der Klimademonstration „Fridays for Future“ wurde ebenfalls ermöglicht, was gerne von den Schülerinnen und Schülern angenommen wurde.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen starteten die am Vormittag festgelegten Kleingruppen zur Stadtrallye. An unterschiedlichen Stationen warteten unterschiedliche Aufgaben auf die Erkunder. Die Stadtrallye wurde auf Englisch angeboten und die Gruppe musste sich untereinander verständigen. Dabei lernten sie nicht nur Versmold kennen, sondern unterschiedliche Aspekte der Versmolder Geschichte und welche Bezüge es zu Dobczyce gibt. Zum Beispiel besuchten die Jugendlichen auf dem Friedhof ein Zwangsarbeitergrab, an dem Stadtarchivar Dr. Rolf Westheider ihnen kurz etwas zur Situation der etwa 400 polnischen Zwangsarbeiter berichtete, die während des 2. Weltkrieges in der Versmolder Landwirtschaft und in der Fleischwarenindustrie eingesetzt waren.
In der Petri-Kirche erfuhren sie u.a., dass bei der Sanierung der Kirche wieder aufgefundene Skulpturen in Dobczyce restauriert wurden. In der katholischen Michaels-Kirche haben sich die Schülerinnen und Schüler mit der Frage „Immer wieder ist vom Christlichen Abendland die Rede. Was bedeutet dieser Begriff für Dich auf dem Hintergrund der europäischen Städtepartnerschaft Versmold-Dobczyce?“ beschäftigt. Am Stadtpark wartete eine Maßnahme zur Teambildung auf die Jugendlichen. Gemeinsam mussten sie in einer bestimmten Zeit Wasser auf unterschiedliche Weise transportieren.
Den Abschluss gab es im Parkbad Versmold. Neben der Auswertung der Stadtrallye konnten die Schülerinnen und Schüler gemeinsam Volleyball spielen und /oder schwimmen gehen.

Am Samstag, 21. September, starteten die Jugendlichen mit einem kreativen Teil. Bei gutem Wetter traf sich die Gruppe auf dem Vorplatz der Petri-Kirche. Der Verein „Starke Kids e.V.“ hat im Vorfeld ein Gerüst für ein Haus erstellt, dieses wurde mit Leinwänden beklebt und symbolisiert das Haus Europas. Die Jugendlichen sollten dabei ihr Europa, wie sie es sehen und erleben, künstlerisch darstellen. Dabei sind ganz unterschiedliche Interpretationen entstanden, die zeigen, wie vielfältig, bunt und offen Europa ist.
In Abwandlung des Programms fasste Stadtarchivar Dr. Westheider seine beiden Vortragselemente zur Geschichte der polnischen Zwangsarbeiter und den jüngeren Erscheinungsformen der Arbeitsmigration zusammen. Im Ausstellungsraum der „Galerie et“ konnte er dabei an das zuvor in der Petri-Kirche vorgestellte europäische Haus anknüpfen. Auch die europäische Geschichte findet darin statt; sie ist eine immerwährende Geschichte vom Ankommen und Weggehen. Wie Deutsche und Polen sich darin begegneten – zwangsweise oder freiwillig – war Thema der altersgerecht vorgetragenen Beispiele. Besonders in Versmold arbeiteten auch schon zu früheren Zeiten viele polnische Staatsbürger. In der jüngeren Geschichte ermöglichten sie als Erntehelfer die Spezialisierung der Landwirtschaft in Richtung Obst- und Spargelanbau. Dies konnten die Schülerinnen und Schüler auch direkt erleben. Beim anschließenden Besuch des Obstbauhofes Hantke haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit einen Einblick in den Betrieb zu erhalten und auch die Möglichkeit sich mit polnischen Erntehelfern auszutauschen. Beim gemeinsamen Abendessen wurde dabei auch nochmal der Bezug auf die polnische Arbeitsmigration in Versmold in den Fokus genommen sowie das Thema „Vom Gastarbeiter zum Vertragsarbeiter“. Zum Abschluss des Tages informierte Dr. Westheider in der Unterkunft auf unterhaltsame Weise über die Verleihung der Stadtrechte an Versmold vor 300 Jahren durch den preußischen König Friedrich Wilhelm I.

Am Sonntag um 10 Uhr endeten die Projekttage mit einem gemeinsamen ökumenischen Gottesdienst in der Petri-Kirche. Das gemeinsame Europa-Haus spielte dabei die zentrale Rolle im deutsch-polnischen ökumenischen Gottesdienst.
Neben der Andacht auf Deutsch und Polnisch hatten die Schülerinnen und Schüler nochmal die Möglichkeit der Gemeinde ihre Sicht auf Europa an Hand der Bilder zu erläutern.
(Der Ablauf des Gottesdienstes ist dem Bericht beigefügt)
Zur gemeinsamen Reflexion am Ende des Gottesdienstes hat Bürgermeister Michael Meyer-Hermann eingeladen. Angelehnt an die Fragen zu Beginn des Projektes wurden auch zum Abschluss des Projektes drei Fragen gestellt. Die Schülerinnen und Schüler waren sich darin einig, dass ihnen das Projekt gefallen hat. Auf die Frage, ob sie sich eher als Deutsche, Pole oder Europäer sehen, haben sie diesmal geantwortet, dass sie sich sowohl als Deutsche und Polen, aber auch als Europäer sehen. Hier ist eine deutliche Veränderung im Vergleich zum Beginn des Projektes erkennbar. Nahezu alle Schülerinnen und Schüler haben auch geantwortet, dass sie ein Gespür für ein gemeinsames Europa erhalten haben.

Fazit des Projektes:
An vier Tagen wurde intensiv über Europa gesprochen, u.a. wie Europa im Alltag präsent ist und welche Vorteile ein gemeinsames Europa bietet. Dies ist auch den Schülern deutlich geworden. Wir haben gemerkt, dass das gemeinsame Europa von ganz unten aufgebaut wurde. Es wurden Kontakte geknüpft, Vorurteile überwunden, gemeinsam gearbeitet, gelacht, demonstriert und festgestellt, dass man oft die gleichen Interessen verfolgt, auch wenn die Sprache eine andere ist.
Das Projekt hat einen wichtigen Beitrag zum gelebten Europa in unserer Stadt geleistet.


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